LH Mikl-Leitner: Kinderbetreuung ist wesentliche Zukunftsfrage für unsere Gesellschaft

Bereits 488.100 Familien nennen Niederösterreich ihr Zuhause, Anteil der Patchworkfamilien in den letzten 15 Jahren von 7,2 auf 10,4 Prozent gestiegen

„Wir leben in bewegten Zeiten. Umso entscheidender ist es, diese bewegten Zeiten mit mutigen Ideen und tatkräftiger Hilfe zu begegnen. Deshalb ist es wichtig, dass wir an diesen zwei Tagen über die Perspektiven für unser Land und unsere Gemeinden sprechen konnten. Denn nur, wenn wir einen Handlauf für die nächsten Jahre haben, an dem wir uns orientieren können – nur wenn wir Ziele definieren, mit denen wir unser Land weiterbringen – wissen wir, wohin wir unser Land entwickeln wollen“, betont Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Rahmen des Campus Niederösterreich der Volkspartei NÖ an der FH St. Pölten. Am zweiten Tag stand der Fokus ganz auf dem Thema Familien: „Niederösterreichs Familien sind das Rückgrat unserer Gesellschaft und haben unsere gesamte Aufmerksamkeit verdient – vor allem die Frage, wo es konkreter Unterstützungen bedarf. Das Thema Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zwei ganz wesentliche Zukunftsfragen, bei der wir unsere Familien künftig noch besser unterstützen wollen.“

Am zweiten Tag des Campus Niederösterreich war Professor Wolfgang Mazal zu Gast: „Familien sind ein ganz zentraler Punkt für unsere Gesellschaft. Aber: Was ist Familie? Der Begriff untersteht einem ständigen Wandel – er hatte in der Antike eine andere Bedeutung als vor 180 Jahren oder nach dem zweiten Weltkrieg. Heute nehmen die Zahl der Ehepaare und der Alleinerziehenden ab, die Zahl der Partnerschaften zu – der Wunsch nach einer Beziehung ist also da. Wir sollten den Mut junger Menschen anerkennen, wenn sie Beziehungen eingehen, und nicht nach dem Trauschein fragen. Die Anzahl der Familien in Niederösterreich insgesamt steigt – auf mittlerweile rund 488.100. Gleichzeitig steigt der Anteil von Patchworkfamilien im Land – von 7,2 auf 10,4 Prozent von 2007 bis 2021. Wir zählen im gleichen Zeitraum um 15 Prozent weniger 0- bis 19-Jährige, die Altersgruppe der 20- bis 64-jährigen bleibt stabil. Im Schnitt bekommt jede Niederösterreicherin statistisch gesehen 1,56 Kinder – mehr als der Österreich-Durchschnitt.“

Mazal: Familien brauchen Wertschätzung und Unterstützung durch Mut und Anerkennung

„Was brauchen Familien heute? Zeit, Geld und Infrastruktur. In der Politik sprechen wir aber über Kinderbetreuungseinrichtungen, Inflationsanpassung und ob die Familienbeihilfe hoch genug ist. Worüber in der Politik nicht gesprochen wird: Zeit. Die Politik müsste hier die Wirtschaft in die Pflicht nehmen und den Menschen Zeit geben, um Partnerschaften zu leben. Dieses Zeitthema würde viel bringen – diese Debatte vermisse ich aber auf allen politischen Ebenen. Seit 2005 haben sich die Plätze in den Kindergrippen in Niederösterreich verfünffacht, jene in den Kindergärten wurden um 43 Prozent mehr. In Summe messen wir 34 Prozent mehr betreute Kinder in den Betreuungseinrichtungen. Es sind also viel mehr Kinder in institutioneller Betreuung, obwohl es insgesamt gesehen weniger Kinder gibt“, so Professor Mazal, der abschließend betont: „Bauen wir Infrastruktur aus und geben wir Familien mehr Geld. Vor allem aber brauchen Familien Wertschätzung und Unterstützung durch Ermutigung und Anerkennung.“